20. Januar 1956

7 Personen gründen in der Traditionsgaststätte  „Heidebrink“ den BÜRGERVEREIN  ISERNHAGEN-SÜD

  • Herr Theodor Prüssner    (wird 1. Vorsitzender)
  • Herr Otto Paternoster     (wird 2. Vorsitzender)
  • Herr Kurt Zipper            (wird 1. Schriftführer)
  • Herr Georg Rockstein      (wird 2. Schriftführer)
  • Herr Ernst Hartmann       (wird Kassenwart)
  • Herr Karl-Heinz Baader    (wird Beisitzer)
  • Frau Christa Bettex        (wird Beisitzerin)

Gründungscredo:

Das Gedeihen des Ortes, in dem wir alle uns niedergelassen haben, seine Gestaltung, seine Bauten, Anlagen, öffentlichen Einrichtungen, seine Grünflächen, Erholungs- und Schmuckplätze sollten jeden angehen – auch diejenigen, die sich nicht unmittelbar betroffen fühlen.

Vorstandsmitglied Kurt Zipper führt dazu 1981, beim 25jährigen Jubiläum des Bürgervereins näher aus:

Wie war das doch damals, und wie und warum konnte sich da eine Bürgervereinigung, eben unser Bürgerverein, mit so spontanem Erfolg und in so kraftvoller Weise konstituieren?
1955/56 – die erste und schlimmste Not der Nachkriegszeit lag hinter uns; man hungerte nicht mehr, und man konnte sich wieder einigermassen kleiden. Aber das Wohnungsproblem drückte noch allenthalben: Behelfsunterkünfte, Ausweichquartiere und Provisorien, Notwohnungen für letzte Flüchtlinge und späte Russlandheimkehrer waren noch eine bedrückende wie auch leider alltägliche Realität.

Der Wiederaufbau Hannovers und damit ein bescheidener Wohnungsneu- und Wiederaufbau lagen im allerersten Anfangsstadium. Isernhagen N.B. – damals noch eine selbstständige Gemeinde, mit ihrem Südteil unmittelbar vor den Toren der Stadt, an der primitiven Rangierendhaltestelle der Strassenbahnlinie 7 – sehr grün, sehr still und noch sehr ländlich-verträumt – übte auf viele Wohnungssuchende eine starke Anziehungskraft aus. Platz für Ansiedlungen, Haus- bau und Eigenheime war noch reichlich vorhanden. Vater Staat hatte bereits 1952 mit Hilfe einer Siedlungsgesellschaft für die dringendsten Fälle unter seinen wohnungssuchenden Bediensteten eine Anzahl von kleinen Eigenheimen auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes errichten lassen, die – das ist nicht allgemein bekannt – für die Infrastruktur des Gemeinde (insbesondere Trinkwasser, Abwasserbeseitigung und Verkehrswege betreffend) eine Art Initialzündung bedeuteten.

Das Gros der Neubürger im Südteil von Isernhagen N.B. war in Hannover berufstätig – sie waren quasi „Pendler“, und das dominierende Gefühl bei diesen so apostrophierten Neubürgern war: Wie schön, dass wir nun im grünen Isernhagen wohnen können! Weit weg von der damals noch ruinenerfüllten, recht reizlosen Grossstadt Hannover und ihrer lärmvollen Enge. – Hier draussen: Ruhe, saubere Luft, Freiraum und Weite!
Und man sprach auch darüber und fragte sich gegenseitig: Was könnte man tun, um an der Zukunftsentwicklung eben dieses Isernhagen N.B.-Süd aktiv teilzunehmen, sie mit zu gestalten, bei Wohnungs- und Verkehrsfragen mitzuwirken, bei den zuständigen Behörden ggf. zu intervenieren?

Das war der Hintergrund, vor dem sich 1955/56 erst fünf und kurz darauf dann sieben Bürger entschlossen, eine Interessenvertretung ins Leben zu rufen, und so entstand am 20. Januar 1956 der BÜRGERVEREIN ISERNHAGEN-SÜD.

1956 – 1965

Mitwirkung des Bürgervereins u. a. an diesen Projekten:

Errichtung einer eigenen Grundschule für Isernhagen N.B.-Süd
(daraus ist nichts geworden, es kam nur zu einem Ausbau der Schule in Isernhagen N.B.)

Bau einer Kirche für die zunächst im „Waldeseck“ sich versammelnde Philippus-Gemeinde.
(Dieses  Vorhaben konnte, wie man weiss, bis 1962 verwirklicht werden).

Gründung eines Sportclubs.
(Der „Sportclub Isernhagen 1957“ ist Wirklichkeit geworden).

Einschränkung des Fahrzeuglärms von der A 2 her.
(Schon damals ein Problem!)

Bekämpfung des Fluglärms
(In den 50er Jahren führte die noch junge Lufthansa sog. „Einflugübungen“ durch).

Beschränkung des Lärms durch Schiessübungen der Bundeswehr auf ihrem Übungsgelände.
(Es konnten Verbesserungen erreicht werden).

Massnahmen gegen Geländeüberschwemmungen bzw. Kellerüberflutungen durch die Wietze
(Im Jahre 1960 wurde die Wietze vertieft und begradigt, danach war die Wassergefahr gebannt).

Graf Schweinitz löst am 3. März 1965 Herrn Prüssner im Vereinsvorsitz ab.
Er bleibt in diesem Amt bis zum 28. 03. 1979.

1967

Verhinderung eines Tankstellenneubaus auf der Ostseite der
Prüßentrift  – im LSG (!) – gegenüber der Einmündung Rotdorn.

1968/69

Viel Diskussionsstoff durch die Eingemeindungspläne der Stadt Hannover!
(„Geschluckt“ wird Isernhagen N.B.-Süd dann 1974 und heisst fortan Hannover – Isernhagen-Süd)

1969/70

Der Neubau des Residenzen-Wohnblocks „An der Wietze“ kann von geplanten 6 Geschossen auf deren 4 „gedrückt“ werden.

1975/79

Jeweils im Herbst können unter Führung des Bürgervereins Freiwillige Helfer mobilisiert werden, die unter dem Motto „Tag des Waldes“ das Waldgebiet zwischen Hilligenwöhren und Burgwedeler Straße entrümpeln.

1978

Fluglärm wird erneut ein Thema.

Gegen den Autobahnlärm wird ein Lärmschutzwall beantragt und – später – auch errichtet (allerdings noch nicht in der heutigen Bauart, Länge und Höhe).

1979/80

Der Bürgerverein lässt 3 Wege-Orientierungstafeln an markanten Stellen von Isernhagen-Süd anbringen (im Norden am Flachsgraben, in der Mitte am Heidebrink-Parkplatz, im Südwesten an den Hilligenwöhren /gegenüber Wildpfad)

Die Herstellung und Herausgabe eines eigenen Ortsplanes (schwarz/weiß) von Isernhagen-Süd und seiner Umgebung wird initiiert

Am 28. März 1979 wird Herr Sanders Nachfolger von Graf Schweinitz als 1. Vorsitzender (und bleibt es bis 2001).

1981

Nach mehrjährigen Bemühungen wird endlich am Fasanenkrug eine Fußgänger-Druckampel installiert.

1986

Für den Wohnanlagenneubau am Birkenweg 10 kann die Traufenhöhe um ½ Meter „gedrückt“ werden, was der Optik gut bekommt.

Am Westende des Kahlendamm/Ecke Fuhrbleek kann die Errichtung einer Schweinemästerei verhindert werden – die Luft in Isernhagen-Süd bleibt so gottlob „rein.“

1989/90

Den in der Feldmark östlich der Prüßentrift Erholung Suchenden droht Ungemach:
Ein Grossbauer aus Isernhagen will dort einen Golfplatz – mit Clubhaus, Parkplatz und Zufahrtsstrasse – bauen lassen! Es gelingt dem Bürgerverein, als „Speerspitze“ einer spontan gebildeten Bürgerinitiative, diese Pläne zu vereiteln. Das Erholungsgebiet bleibt erhalten.

Der Bürgerverein sorgt dafür, dass Isernhagen-Süd zu den ersten Gebieten in der Stadt Hannover gehört, in denen verkehrsberuhigende Tempo-30-Zonen eingerichtet werden .

1991

Der Vereinsname wird in „Bürgerverein Isernhagen N.B.-Süd“ geändert

1992/93

Nach zähem Bemühen gelingt es, dass auf der Ostseite der Prüßentrift der Fuss und Radweg neu angelegt bzw. ausgebaut wird.

1993

Um sich stärkere Geltung zu verschaffen, wird der Bürgerverein nun eingetragener Verein und heisst ab jetzt „BÜRGERVEREIN ISERNHAGEN-SÜD  e. V.“

Zur Aufbringung der Kosten für Neubeschaffung und Unterhalt der vom Bürgerverein in Isernhagen-Süd an über 40 Punkten aufgestellten holzgeschnitzten Wegweiser/Straßenschilder wird eine Spendenbitte gestartet,  die auch „erhört“ wird. Der Kasse kann so ein ansehnlicher Betrag zugeführt werden.

Nachdem es einen tödlichen Unfall auf der Prüßentrift in Höhe Rotdorn  gegeben hat – ein Schüler ist überfahren worden – kann die Stadt Hannover endlich dazu bewegt werden, dort eine Fussgängerampel aufzustellen.

Ein weiterer ampelgesicherter Überweg wird später – ebenfalls auf hartnäckiges Drängen des Bürgervereins – in Höhe Kahlendamm eingerichtet.

Die A2 erhält auf dem durch Isernhagen-Süd führenden Abschnitt einen Belag aus sog. „Flüsterasphalt“. Dadurch tritt eine merkbare Geräuschminderung ein. Außerdem wird der Lärmschutz (ein Erdwall) an der A2 im Bereich Isernhagen-Süd erhöht und verstärkt. Dies ist allerdings im Wesentlichen der Initiative eines damaligen Mitgliedes zu verdanken, der auf dem Klagewege die Verbesserung des Lärmschutzes erreichen kann.

Erneut muss der Bürgerverein gegen eine die Lebensqualität im Stadtteil bedrohende Planung protestieren: In der Gemarkung des Dorfes Isernhagen, östlich der Prüßentrift, soll eine sogenannte „Klärschlamm-Filterkuchen-Deponie“ gebaut werden! Dies hätte mit Sicherheit starke Geruchsbelästigungen zur Folge gehabt. Die Pläne werden auf Grund des Protestes Gott sei Dank aufgegeben.

1994/98

Es wird noch ernster: Auf 55 ha des wertvollen Landschaftsschutzgebietes (LSG) östlich der Prüßentrift will die Stadt Hannover, um ansiedlungsfreudigen Bürgern das Bauen auf einem „Filetstück“ Hannovers zu ermöglichen, ihr sog. „Wohnentwicklungsgebiet östlich Prüßentrift“ mit mehr als 1.000 (!) „Wohneinheiten“ errichten lassen. Damit einhergehend, droht eine Aufhebung des hier seit Jahrzehnten bestehenden Landschaftsschutzes!

Nur durch zähe Verhandlungen und öffentlichen Protest (u.a. eine Plakataktion durch den Bürgerverein) – und unter aktiver Mitwirkung und engagierter Anteilnahme der Bürgerinnen und Bürger von Isernhagen-Süd gelingt es, schließlich eine politische Entscheidung gegen eine Verwirklichung dieses Vorhabens herbei zu führen. Dazu mussten seit 2004 auch Politiker der REGION gewonnen werden, da der Landschaftsschutz nunmehr in die Zuständigkeit der REGION fällt.   Im Fachbereich „Planung und Entwicklung“ der Stadt Hannover sind die Pläne für das Gebiet „östlich Prüßentrift“, wie dem Bürgerverein bekannt geworden ist, indes bis heutigen Tages nicht aufgegeben worden, so dass es weiterhin großer Wachsamkeit bedarf!

1999

Zur Unterbindung des stark zugenommenen „Schleichverkehrs“ – stadtein- und auswärts – über den innerörtlichen Strassenzug Große Heide  Am Fasanenbusch – Hilligenwöhren  startet der Bürgerverein Bemühungen, für diese Strassen entweder  den Durchgangsverkehr sperren zu lassen oder von ihrer Passage durch Aufpflasterungen (z. B. „Berliner Kissen“) abzuschrecken.

Letztlich scheitert Beides: Eine Sperrung ist nach Aussagen der Polizei rechtlich nicht möglich, und Aufpflasterungen werden bei einer vom Bürgerverein durchgeführten Befragungsaktion von vielen Anliegern zwar befürwortet, jedoch ist man nicht bereit, sich an den Kosten für ihren Bau (das wäre notwenig gewesen) finanziell zu beteiligen.

2001

Herr Sanders gibt den 1. Vorsitz nach 22 Jahren an Herrn Mollnau ab.

2002

Die Beleuchtung an der Prüßentrift wird verbessert.

2003

Der Bürgerverein gibt einen neuen – farbigen – Ortsplan von Isernhagen-Süd heraus. Gegen einen Kostenbeitrag von 2,00€ ist er beim  Papierwaren-Geschäft  „Papermoon“ nach wie vor erhältlich.

Der Bürgerverein nimmt seine Bemühungen, den Fluglärm einzudämmen, wieder auf. Zur Herbstversammlung lädt er drei maßgebliche Vertreter des Flughafens, darunter den Lärmschutzbeauftragten Köhne, ein. Die 3 Herren tragen fundierte Angaben zu Flugrouten, An- und Abflugkorridoren sowie weiteren lärmspezifischen Bereichen vor. „Objektiv“ muss danach davon ausgegangen werden, dass alles „im grünen Bereich“ ist, „subjektiv“ bleibt es dabei, dass man Abweichungen einzelner Maschinen von den zulässigen Bahnen zu erkennen glaubt.

2003 – 10

Viele Jahre blieb auf der Dringlichkeitsliste der Bürgervereins-Aktivitäten das Anliegen, die unsichere Verkehrsführung im Bereich des Fasanenkrugs – insbesondere das Ausfahren aus dem dortigen Parkplatz betreffend – durch Umbau und Funktionserweiterung der Ampelanlage zu verbessern. Ende 2004 konnte für dieses Vorhaben insofern ein „Durchbruch“ erzielt werden, als bei einem Ortstermin mit dem Fachbereich Tiefbau ein Lösungsmodell abgestimmt werden konnte. Dessen Umsetzung erfordert allerdings einen Kostenaufwand von 17.000 €. Es dauerte dann noch bis 2010, bis das Geld für den Umbau vorhanden war und der Umbau erfolgte.

2004

Der Bürgerverein erreicht, dass PKW-Fahrten durch den nördlichen Fuhrbleek (reiner Wanderweg) durch Abpollerung unterbunden werden. Außerdem wird auf erreicht, dass Tempo 70 für die „offene“ Strecke der Prüßentrift zwischen Flachsgraben und Isernhagen  N.B. eingerichtet wird.

2004 – 06

Der Bürgerverein startet seine Aktion „Für einen sauberen Stadtteil!“

Dazu dienen neue, ansehnlichere Abfallkörbe (zunächst gibt es 2 davon neben der Prüßentrift – nördlich und südlich der Lindenallee. Weitere sollen wahrscheinlich folgen.

Wesentlich nachhaltiger sind aber die Spenderboxen mit Hundekot-Tüten, die seit 2003 an „hundegängigen“ Stellen im Ortsgebiet aufgehängt werden.

Hundebesitzern ist somit die Möglichkeit geboten, sich vor Ausgängen mit ihren Lieblingen mit grünen Beuteln zu versorgen. In der Nähe jeder Spenderbox befindet sich ein städtischer Abfallbehälter, in den „gefüllte“ Beutel entsorgt werden können.

Nach und nach werden 7 Spenderboxen für Hundebeutel angeschafft und Betreuer („Paten“) motiviert, die die Boxen regelmäßig nachfüllen. Seitdem sind fast keine Hundehaufen mehr auf Gehwegen und vor Grundstücken zu finden. Die Beutel beschafft der Bürgerverein.

2007 – 10

Im Erholungsgebiet (Landschaftsschutzgebiet) östlich der Prüßentrift werden – durch Initiative und mit maßgeblicher Kostenbeteiligung des Bürgervereins – 3 Ruhebänke, die die Stadt Hannover aus Ersparnisgründen 2004/2005 ersatzlos beseitigt hatte, durch neue Exemplare ersetzt. 6 Ruhebänke im Ort sind inzwischen beschafft und in der Feldmark aufgestellt, 2 weitere kamen im Frühjahr 2011 dazu.

2009

Der Bürgerverein bewirkt, dass der „Lerchenort“ im Zuge seiner  Grundsanierung als verkehrsberuhigte Zone ausgebaut  wurde

1956 – heute

Es war, ist und bleibt eine Daueraufgabe für den Bürgervereins, neue Mitglieder zu gewinnen, denn je mehr Personen hinter dieser engagierten Interessenvertretung  stehen, desto selbstbewusster und durchsetzungsfähiger kann sie ihre Ziele verfolgen!

Insgesamt wurden an 47 Orten holzgeschnitzte Straßenschilder und Wegweiser durch Künstler hergestellt und in Isernhagen-Süd beziehungsweise in der Feldmark aufgestellt. Teilweise wurden sie inzwischen ersetzt, und regelmäßig (jährlich) durch einen Künstler renoviert.